Geschichte von Rieste
Im südwestlichen
Teil des Gemeindebereiches liegt - als einer der jenseits
der Bundesstraße 4 liegenden Ortsteile - Rieste. Wer
aus Bienenbütteler Richtung Ebstorf fahren muss, nimmt
die Strecke über Rieste. In eine Senke gebettet, wird
die Siedlung umgeben von Nadel- und Mischwald sowie landwirtschaftlich
genutzten Flächen. Die Flächenvielfalt reicht vom
ökologisch wertvollen Moor über sandige Areale bis
zu einem der ertragreichsten Böden im Landkreis. Östlich
wird die ca. 320 Hektar messende Gemarkung abgegrenzt vom
Mühlenbach, der in den Bienenbütteler Mühlenteich
mündet. Der von Ost nach West, quer durch den Ort führende
Riester Bach steuert - je nach Jahreszeit - kräftig zur
Befüllung des Mühlenbaches bei. Sowohl der Bach
als auch mehrere Feuchtflächen der Gemarkung werden von
natürlichem Quellwasser versorgt.
Rieste ist ein locker bebautes sogen.
Haufendorf, das ursprünglich von vier Bauernhöfen
geprägt war. Ergänzt wurde die frühere Struktur
durch eine Schmiede, eine kleine Hofkate, eine Gaststätte,
eine Sägerei und einen Lebensmittelladen. Keines dieser
Gebäude wird mehr in seiner ursprünglichen Funktion
genutzt, sondern wurden im Verlaufe der Jahre überwiegend
zu Wohnzwecken umgebaut. Heute ist ein landwirtschaftlicher
Betrieb, eine Tischlerei, ein Zimmerei und ein Fliesenlegebetrieb
am Ort. Eine ehemals Wochenend-Siedlung mit nunmehr festen
Wohnsitzen und manch schmucker Neubau drängen jedoch
den Erholungscharakter des Ortes in den Vordergrund. Das im
Norden Richtung Bienenbüttel gelegene Freigelände
der Sonnen- und Naturfreunde trägt ein Übriges dazu
bei. Ein Stück ländlicher Idylle ist durch die Hobby-Tierhaltung
einiger Eigentümer zurück gekehrt. Das gesellschaftliche
Leben wird wie vielerorts durch die Feuerwehr, hier aber auch
durch den örtlichen "Wanderclub" mit vielen
Aktivitäten geprägt.
Im
Jahre 1238 wurden von Herzog Otto von Braunschweig urkundlich
zwei der oben erwähnten Hofstellen an das Kloster Medingen
und die anderen beiden an das Michaeliskloster in Lüneburg
verkauft. Im Dreißigjährigen Krieg leiden die Höfe
"unter den Schwedischen" (Kriegern) und deren Verwüstungen
sehr. Auch die "Franzosenzeit" setzt dem kleinen
Ort sehr zu. Erst zur Zeit der Verkoppelung der Acker- und
Weideflächen um 1840 konnten sich die Höfe wirtschaftlich
erholen und mit insgesamt 387 Talern für das ganze Dorf
vom Abgabezehnten frei kaufen. Fortan war das Dorf stets landwirtschaftlich
geprägt.
1905 wurde die örtliche Feuerwehr gegründet - ein
Zeitraum in dem zahlreiche Wehren unserer Umgebung ihren Ursprung
fanden. Mit Schwierigkeiten erst vor wenigen Jahren leistet
sie bis heute ihre Dienste am Nächsten und feiert mit
Stolz ihr 100jähriges Bestehen im nächsten Jahr
- zeitgleich mit dem 900jährigen Bestehen des gesamten
Ortes
Durch die Vielzahl der Landarbeiter, Flüchtlinge und "ausgebombte" Bürger vornehmlich aus Hamburg sowie die britischen Besatzungssoldaten erreichte die Einwohnerzahl nach 1945 einen sehr hohen Stand.
Die Nachkriegsjahre bedeuteten schwere Zeiten für die Riester
Landwirte. Alle vier Höfe einschließlich der kleinen
Hofkate gaben den massiven strukturellen Veränderungen
nach und konnten nur bis in die 80er Jahre ihren Betrieb aufrecht
halten. Die ersten Ländereien wurden schon beginnend
in den 60er Jahren größten Teils von einer Saatzucht
übernommen, die ihren Betriebshof am Ort errichtete.
Diese ist heute ihrerseits unter Beibehaltung der Flächen
an einen anderen Inhaber verkauft worden. Er bewirtschaftet
mit anderen umliegenden Pächtern die Riester Ackerflächen.
Zusammen mit den oben erwähnten Kleinbetrieben sind sie
die jetzigen Riester Arbeitgeber. Der Großteil der Erwerbstätigen
Riester Bürger ist Berufspendler. Hamburg, Lüneburg,
Uelzen, aber auch Bienenbüttel und andere Orte in der
näheren Umgebung sind ihre täglichen Ziele. Derzeit
erfreut sich das Dorf eines großen Kindersegens, der
die Durchschnittswerte in der Gemeinde ein wenig überschreitet.
Die politische Riester Gemeinde mit eigenem Bürgermeister
wurde 1972 aufgelöst und in die Einheitsgemeinde Bienenbüttel
überführt.
Geschichtlich zeichnet sich das Dorf durch die geschilderten bedeutsamen und wertvollen archäologischen Funde aus. Leider sind die Stätten und Funde durch unsachgemäßen Raubbau und die Kriegszerstörung der Exponat-Ausstellung im Heimatmuseum Uelzen nicht mehr sichtbar. Aufzeichnungen, Dokumente und andere Funde sind jedoch noch in einem örtlichen Familienmuseum erhalten. Ruhiges, idyllisches Leben und Wohnen zeichnet den Ort insgesamt aus. Das beweisen nicht zuletzt die "Wochenendler" aus Hamburg und Berlin mit ihren Hausbauten in der Neuen Siedlung, die jüngsten "Häuslebauer" oder nicht zuletzt auch die Sonnen- und Naturfreunde am Ort. Ein buchstäblicher Höhepunkt ist die Aussicht am Mühlensteg (Hof Schlote), die man von einem der höchsten Punkte in der Gemeinde mit 81 Metern üb. NN genießen kann. Hier zeigt sich die gar nicht so "platte" Heidelandschaft von einer ihrer schönsten Seiten und lädt ein zum Spaziergang in die gleich angrenzende Staatsforst.